Junge Leute zeigen wenig Interesse an der Pirmasenser Sterbekasse

Mitgliederzahl leicht rückläufig - Beiträge erhöht

Obwohl die Mitgliederzahl leicht rückläufig ist, sind die Kassen der Ersten Pirmasenser Sterbekasse (früher Leichengeldanstalt) gut gefüllt. Der Grund sind die relativ hohen Zinsen, die derzeit für das Kapital der Versicherung gezahlt werden, teilte die erste Vorsitzende Erna Burger bei der Mitgliederversammlung mit. Auf der Tagesordnung standen neben dem Rechenschaftsbericht die Erhöhung des Sterbegeldes, Beitragserhöhungen und eine neue Rückvergütungstabelle.

Im vergangenen Jahr 1990 konnte die Sterbekasse 235 neue Mitglieder werben, berichtete die erste Vorsitzende den 20 anwesenden Mitgliedern. Dem stehen 342 im gleichen Zeitraum ausgeschiedene entgegen. Neben Verstorbenen sind darunter rund 100 Austritte und Ausschlüsse. Frau Burger bedauerte, daß jüngere Menschen, deren Eltern jahrzehntelang für sie die Beiträge gezahlt hätten, oft später kein Interesse an einer Mitgliedschaft mehr zeigten. Insgesamt hat die freiwillige Versicherung über 12 000 Mitglieder aus Pirmasens und Umgebung betreut; da eine große Anzahl von ihnen doppelt versichert ist, bedeutet dies fast 18 000 Versicherungsverhältnisse.

Die Erhöhung des Sterbegeldes von 1100 auf 1150 Mark wurde einstimmig beschlossen. Gleichzeitig erhöhten sich die monatlichen Beiträge in den einzelnen Gruppen um fünf Pfennig. Ein 40jähriger, der bisher 2,35 Mark monatlich zahlte, wird nach Beschluß der Mitgliederversammlung ab Januar nächsten Jahres 2,40 Mark überweisen müssen. Das Sterbegeld von 1150 Mark enthält demnächst einen Gewinnzuschlag von 285 Mark; der Sterbegeldanteil erhöht sich um 40 auf 865 Mark.

Auch mit der neuen Rückvergütungstabelle, die leicht erhöhte Auszahlungen bei vorzeitigem Austritt vorsieht, waren die Mitglieder einverstanden. Mitglied der Kasse, die 1989 ihr 125 jähriges Bestehen feierte, kann man auch schon als Kind werden. Dann beträgt der Monatsbeitrag nur 30 Pfennig. Am meisten zahlen die 45- bis 50jährigen Mitglieder: bei ihnen werden derzeit 3,20 Mark monatlich fällig. Nach dem 50. Lebensjahr ist kein Eintritt in den Versicherungsverein mehr möglich. Außerdem müssen alle über 70jährigen Mitglieder - bei vollem Schutz - keinen Beitrag mehr zahlen. Wie Erna Burger berichtete, ist es bei den niedrigen Beiträgen keine Seltenheit, daß Zweitversicherungen abgeschlossen werden. Dafür müssen doppelte Beiträge gezahlt werden und das Sterbegeld erhöht sich ab 1. Januar 1992 auf 2300 Mark.

Frau Burger betonte, daß das Sterbegeld sofort nach Eintritt des Sterbefalles ohne längere Wartezeit gezahlt werde. Allerdings sei die Kasse nicht mit einer Lebensversicherung vergleichbar, die - bei viel höheren Beiträgen - auch höhere Summen auszahle. Die Sterbekasse wurde in der Zeit der Industrialisierung von Pirmasens gegründet, als wenig Geld verdient wurde und die Kindersterblichkeit hoch war. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist sie eine der größten im süddeutschen Raum. Derzeitige Geschäftsführerin ist Renate Probach, die Geschäftsräume befinden sich in der Burgstraße 2.

(tsr)


Pirmasenser Zeitung, 22.10.1991