Sterbekasse besteht seit 130 Jahren

Vorstand dankt der Solidarität der Pirmasenser

Von einem erfolgreichen Geschäftsjahr und steigenden Versicherungsabschlüssen konnte die Vorsitzende der Ersten Pirmasenser Sterbekasse, Erna Burger, in der Jahresversammlung berichten, zu der die Mitglieder in den Wintergarten der unteren Parkschenke eingeladen waren.

Bei einer Mitgliederzahl von fast 12 000, wovon für mehr als 5 600 eine mögliche Zweitversicherung besteht, hat sich die Zahl der Versicherungsabschlüsse im abgelaufenen Jahr auf 17 616 erhöht. Eine Versichertenzahl, die auf Dauer eine gesunde Finanzlage der lokalen Sterbekasse verspricht.

Dank des guten Geschäftsabschlusses konnte der Versammlung ein Antrag auf Änderung des Leistungsverzeichnisses zur Abstimmung vorgelegt werden, wonach bei Eintritt eines Sterbefalles die Leistung der Kasse ab 1995 von bisher 865 auf 920 zuzüglich eines Gewinnzuschlages von 305 Mark angehoben werden. Das entspricht bei Bestehen einer Zweitversicherung einem Betrag von insgesamt 2 450 Mark. Die Mitgliedsbeiträge, die je nach Eintrittsalter bis 25 Jahre monatlich 1,25, bis zu 50 Jahren 3,25 Mark gestaffelt sind, bleiben unverändert.

Der Geschäftsbericht und der von der Geschäftsführerin Renate Probach vorgetragene, sehr umfangreiche Kassenbericht, nach dem im Jahr 1993 rund 250 000 Mark an Sterbegeld ausgezahlt worden sind, fand die ungeteilte Zustimmung der anwesenden Mitglieder.

Die Erste Pirmasenser Sterbekasse ist nicht nur eine der mitgliederstärksten lokalen Sterbekassen Deutschlands, sie ist auch eine der ältesten. Im Jahr 1864 in der Zeit wirtschaftlicher Not und der beginnenden industriellen Entwicklung der Schuhindustrie als Solidargemeinschaft, im Zeichen der Nachbarschaftshilfe gegründet, hat die Kasse bis heute alle politischen und wirtschaftlichen Wirren der zurückliegenden ereignisreichen Jahrzehnte überstanden.

Die Vorsitzende Erna Burger nahm das 130. Jubiläum der "Leichengeldanstalt", wie die Sterbekasse sich bis zum Jahr 1972 nannte, zum Anlaß einer kritischen Betrachtung. Zwei Weltkriege, die politische "Gleichschaltung" im Dritten Reich, eine Inflation und der Währungsschnitt 1948, der das Vermögen der Kasse auf 9 000 Mark abwertete, brachten die Sterbekasse immer wieder nahe an den Ruin. "Was die "Leichengeldanstalt" bis heute am Leben erhalten hat, ist die Solidarität der Pirmasenser und sicher auch ein wenig Patriotismus."

"Die lokalen Sterbekassen suchen nicht den Vergleich mit den derzeit üblichen Versicherungs- und Versorgungs-Gewohnheiten. Wie notwendig eine zusätzliche Sterbevorsorge vor Ort aber ist, zeigt sich nach dem Wegfall des Sterbegeldes in der gesetzlichen Krankenversicherung. Gegen einen geringen Beitrag ist die Sterbekasse imstande, die durch die Gesetzesänderung für die Betroffenen entstandene finanzielle Lücke zu schließen." Deshalb appellierte Erna Burger auch für eine Intensivierung der Mitgliederwerbung, für die, wie sie sagte, es jederzeit gute Argumente gibt.


Vorstand neu gewählt

Der Punkt Neuwahlen brachte im Vorstand und im Aufsichtsrat einige Veränderungen. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Ruth Menzel, stellte sich nach 20jähriger Amtsführung nicht mehr zur Wahl. Auch die langjährige Vorsitzende des Vorstandes Erna Burger sowie Beisitzer Heinrich Schreiber verzichteten auf eine Wiederwahl. Die Neuwahlen erbrachten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender des Vorstandes, Helmut Schmeer, 2. Vorsitzende, Ingrid Schmeer; Renate Probach wurde als Geschäftsführerin bestätigt. Günter Baumann ist Vorsitzender des Aufsichtsrates; Otto Mayer, Schriftführer. Die Beisitzer sind Emil Salzmann und Willi Schroeter; die Revisoren, Jürgen Wagner und Elisabeth Schmitt.

Die letzte Amtshandlung der scheidenden Vorsitzenden Erna Burger war die Aushändigung der Urkunden für beitragsfreie Mitgliedschaft an alle Versicherte, die im Jahr 1994 ihr 70. Lebensjahr vollenden. Eine mehr symbolische Handlung, denn nur drei der 150 älteren Mitglieder waren zur Versammlung gekommen. Derzeit sind rund 2 500 "alte Pirmasenser" beitragsfreie Mitglieder der Sterbekasse.

(fb)


Pirmasenser Zeitung, 08.11.1994