Pirmasenser Sterbekasse feiert ihren 135. Geburtstag

Der größte "Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit" seiner Art im Land - 10 000 Mitglieder und rund acht Millionen Einlagen

Von unserem Mitarbeiter Peter Schmidt In einer Woche treffen sich die Mitglieder der Ersten Pirmasenser Sterbekasse zur Hauptversammlung - dort wird nicht nur berichtet, sondern vielleicht auch ein klein wenig gefeiert. Denn die Sterbekasse mit Sitz in der Burgstraße 2 auf dem Horeb wird 135 Jahre alt.

Die Sterbekasse, die auch unter dem Namen "Leichenkasse" weitläufig bekannt sein dürfte, ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. 1972 wurde die 1864 gegründete "Erste Leichengeldanstalt Pirmasens" in "Erste Pirmasenser Sterbekasse" geändert. Laut Satzung handelt es sich hierbei um einen Verein, der seinen Mitgliedern beziehungsweise deren Hinterbliebenen, im Falle eines Sterbefalles eine Beihilfe zu den Beerdigungskosten gewährt. Die Höhe dieser Beihilfe, die auch Sterbegeld genannt wird, ist von der Höhe und Anzahl der geleisteten Beiträge abhängig.

Diese Idee hat sich bis heute bewährt. Mittlerweile zählt die "Erste Pirmasenser Sterbekasse" laut Geschäftsführerin Renate Probach 10 768 Mitglieder - sie selbst eingeschlossen - und ist damit die größte ihrer Art in Rheinland-Pfalz. Um bei der Sterbekasse Mitglied zu werden, muß man mindestens 14 und nicht mehr als 50 Lenze zählen - eine Gesundheitsprüfung ist laut Probach nicht erforderlich. Selbst für Kinder zwischen drei und 13 Jahren ist die Mitgliedschaft im Versicherungsverein als außerordentliche Mitglieder möglich. "Für einen monatlichen Beitrag von 30 Pfennig bieten wir beispielsweise für Kinder ein Sterbegeld von 865 Mark an", berichtet Probach. Erwachsene hingegen zahlen monatlich zwischen 1,25 und 3,25 Mark. Mitglieder über 70 Jahre zahlen nichts mehr. Und: Seit 1955 gibt es keine Aufnahmegebühr mehr.

Jeder kann bis zu vier Versicherungsverträge abschließen. Das bedeutet natürlich auch: Wer mehrere Verträge abschließt, an dessen Hinterbliebene fließt auch mehr Geld.

Auf die Frage, wie sich die Sterbekasse finanziere, informiert Probach: "Die Mitgliedsbeiträge werden gewinnbringend angelegt, keine Börsengeschäfte, da diese sich zu oft als äußerst riskant erweisen, sondern in festverzinslichen Wertpapieren bei Pirmasenser Banken." Das Sterbegeld, dessen Höhe seit Mitte der 70er Jahre genau festgdegt ist, wird dann im Falle eines Falles einschließlich Gewinnanteil ausgezahlt. In der Pirmasenser Sterbekasse hat sich zwischenzeitlich ein Vermögen von "zirka acht Millionen Mark" angesammelt, sagt Probach.

Für die Zukunft sind Veränderungen geplant: "Im kommenden Jahr soll eventuell die Möglichkeit bestehen, die Mitgliedsbeiträge und somit die Höhe des Sterbegeldes zu erhöhen. Bereits vorhandene Verträge könnte man somit aufstocken, um die immer teurer werdenden Bestattungskosten aufzufangen", informiert Probach. Und: In der Geschäftsleitung wird darüber nachgedacht, den Geschäftsbereich der Pirmasenser Sterbekasse auch auf den Raum Zweibrücken auszudehnen. Dennoch sieht Probach nach wie vor psychologische Hemmnisse: "Die Sterbekassenversicherung ist eine Versicherung, die dem Versicherten zu Lebzeiten praktisch keine Vorteile bringt."


Die Rheinpfalz, 17.07.1999